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Wednesday, December 1, 2021

Zwischendurch ...

 mal wieder ein bisschen Klassik:



Das Pittsburgh Symphony Orchestra sollte mittlerweile zur Top-Riege amerikanischer Sinfonieorchester gezählt werden, es hat sich nur noch nicht überall herumgesprochen. Zu seinen früheren Chefdirigenten zählten André Previn, Lorin Maazel und Mariss Jansons, seit 2008/09 liegt die musikalische Leitung in den Händen des Österreichers Manfred Honeck. Orchester und Dirigent lieben sich offenkundig, gerade hat Honeck seinen Vertrag bis 2028/29 verlängert. Der Dirigent hat jahrelang in der Violasektion der Wiener Philharmoniker gespielt. Deren Klang hat er ebenso inhaliert wie den Interpretationsstil Carlos Kleibers, den er noch selbst erlebt hat. Und das hört man.

Brahms' Vierte ist die zwölfte Einspielung des PSO unter Honeck für das Reference-Label, das nicht aus Versehen so heißt. Nach Bruckners Neunter und Shostakowitschs Fünfter ist dies bereits die dritte Veröffentlichung, die mit einem Grammy bedacht worden ist.

Was kann man einem Schlachtross wie Brahms' Vierter noch abgewinnen? Sicherlich nichts sensationell Neues mehr, aber diese Liveaufnahme aus der Heinz Hall bietet eine energische Handschrift bei sehr großer instrumentaler Klarheit, insbesondere im Schlusssatz. Der dritte Satz heißt nicht nur "giocoso", sondern hat tatsächlich eine wahrnehmbare Spur Humor. Die Tonqualität ist außerordentlich gut, man kann im Kopfhörer praktisch jedem einzelnen Instrument folgen, trotzdem ist der Orchesterklang kompakt und zupackend. Das Publikum übrigens ist mäuschenstill, ich höre keinen einzigen Huster, aber das mag auch der Kunst des Tonmeisters zu verdanken sein (ich erinnere das aus etlichen Konzerten anders).

Das Larghetto for Orchestra des schottischen Komponisten James MacMillan war ein Auftragswerk des PSO anlässlich von Honecks zehnjährigem Jubiläum. Die CD enthält die Uraufführung von 2017. Ein wenig filmmusikartig ist das knapp 15-minütige Stück manchmal geraten, aber wenn weitere Orchester es übernehmen würden, hätte es gute Chancen, Samuel Barbers Adagio abzulösen.

Eine schöne Platte zum Jahresausklang.

 

(Dieser Post erschien zuerst in manafonistas.)

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