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Tuesday, February 26, 2019
De-Phazz: Strangers In Dub
"The thinking man's James Last" hat man ihn auch genannt, den Bert "Fips" Kaempfert. Es ging wohl auf die Initiative seiner Tochter Doris zurück, seine Musik zu seinem 95. Geburtstag in ein zeitgemäßes Gewand zu stecken. Mit dem Heidelberger Projekt De-Phazz fand sich der richtige Realisator dafür.
Wenn ich meinen Ohren trauen darf, dann stammen die meisten der verwendeten Samples allerdings nicht vom Orchester Bert Kaempfert, sondern von der Platte Soothing the Tiger, einem Easy-Listening-Paket mit dem Orchester Herbert Rehbein. Letzterer war einer der engsten Mitstreiter Bert Kaempferts, in vielen Fällen lässt sich kaum mehr entscheiden, wer von den beiden größeren Anteil an ihren gemeinsamen Kompositionen hatte, und der Streit darum führte im Fall "Strangers in the Night" letztlich sogar zu einem jahrelangen Zerwürfnis zwischen ihnen. Davon abgesehen war Rehbein aber ein durchaus eigenständiger Musiker. Kaempfert allerdings hatte die deutlich besser erkennbare Handschrift als Arrangeur, und das ist wohl der Grund dafür, dass der De-Phazz-Kopf Pit Baumgartner sich die Samples vorrangig bei Rehbein auslieh -- die sind einfach neutraler und lassen sich leichter in neue Arrangements einbauen, und auch Rolf Ahrens' originales Schlagzeugspiel wäre wohl zu markant gewesen.
So wehen dann die Sounds und Samples vorüber, getragen von Computerbeats und behandelt mit allem, was das Dub-Mischpult so hergibt. Die originalen Soli von Manfred Moch und Herb Geller sind clever integriert, ergänzt um neue von Joo Kraus. "Strangers in the Night" wird ungewohnt eröffnet, indem man mit dem Mittelteil des Stücks einsteigt und die Melodien nur noch andeutet, auch die Melodie "Moon over Naples", weltberühmt geworden unter dem Titel "Spanish Eyes", wird gegen den Strich gebügelt -- darf man sagen: geschmackvoll? Selbst beiläufiges Scratching und ein paar Rap-Vocals von Gee Pierce, der wohl irgendwie mit dem Wu-Tang Clan verbandelt sein soll, fallen da nicht störend auf. Pat Appletons und Sandie Wollaschs Vocals passen sich ebenfalls fugenlos ein.
Ich geb's zu: Strangers in Dub ist meine momentane Dauerdudelplatte. Anspieltipps: "Malaysian Melody" und "(You Are) My Way of Life" -- neben "The World We Knew" ohnehin eine von Kaempferts stärksten Melodien. Aber heute abend will ich dann mal wieder das Originalorchester hören -- Orange Colored Sky oder gleich die noch immer unschlagbare Swingin' Safari!
Sometimes he was called "the thinking man's James Last", good ol' Bert "Fips" Kaempfert. It was probably the initiative of his daughter Doris for his 95th birthday, to put his music into a contemporary concept. And De-Phazz of Heidelberg was the right project to do it.
If I can trust my ears, most of the samples used here are not taken from recordings of the Bert Kaempfert Orchestra but from the album Soothing the Tiger by the Orchestra Herbert Rehbein. The latter was one of the closest companions of Kaempfert, in many cases it's hardly to decide who of the both of them had the bigger part in their shared compositions, which in case of "Strangers in the Night" led to a long lasting quarrel between them. Besides this, Rehbein was a top musician in his own right. But it was Kaempfert who had the better recognizable way of arranging his tunes, and that probably is the reason why De-Phazz head Pit Baumgarten took the samples mainly from Rehbein's recording -- they are easier to integrate into his arrangements, also Rolf Ahrens' original drum style would have been too distinctive to be used here.
So the sounds and samples fly by, carried by computer beats and treated with everything the dub mixing console has to offer. The original solos by Herb Geller and Manfred Moch are perfectly integrated, added are new ones by Joo Kraus. "Strangers in the Night" is opened in an unusual way, it starts with the tune's middle part, and the melodies are only hinted at. Also the melody "Moon over Naples", world-famous under its later title "Spanish Eyes", is swimming against the stream -- is it allowed to say: tastefully? Even random scratching and some rap vocals by Gee Pierce (who seems to be somehow connected to the Wu Tang Clan) don't stick out distracting. The vocals of Pat Appleton and Sandie Wollasch fit in also perfectly.
I have to admit: Strangers in Dub is my current favorite, I play it permanently. Recommended: "Malaysian Melody" and "(You Are) My Way Of Life" -- besides "The World We Knew" one of Kaempfert's strongest melodies anyway. But tonight I want to hear the original orchestra -- Orange Colored Sky, or even better the still unbeatable Swingin' Safari!
(The German version of this post appeared originally first on manafonistas.de)
Wednesday, February 20, 2019
Peter Rüchel 1937-2019
Selbst Musiker war er, soweit ich weiß, nicht, aber in der
Musiklandschaft Deutschlands hat er als Erfinder der "Rockpalast"-Nächte
Spuren hinterlassen. Gestern ist Peter Rüchel im Alter von 82 Jahren
nach schwerer Krankheit verstorben.
Im Ausland hat damals keiner geglaubt, dass es eine solche Sendung tatsächlich geben könnte. Rüchels Erinnerungen an den "Rockpalast" gibt es auch als Buch, zusammen mit anderen Autoren. Nicht übermäßig interessant, aber wenn man es irgendwo im Ramsch oder gebraucht findet, sollte man es nicht liegenlassen, es sind viele schöne Fotos darin. Die Story hinter dem katastrophalen Jefferson-Starship-Konzert in Hamburg steht leider nicht drin. Die hat mir Rüchel mal am Telefon erzählt.
Mögest Du in Frieden ruhen.
He was not a musician himself, as far as I know, but he left a big trace in Germany's music landscape as the inventor of the "Rockpalast" nights -- rock concerts live in full length on TV with stereo sound on the radio. Yesterday Peter Rüchel passed away after long sickness.
In the U.S. and England, nobody would believe that such a TV show could really exist. They had to see it a couple of times to get it. His memories on "Rockpalast" are also available as book. It's not too interesting, but it has lots of nice photos, so get it, when you see it somewhere as a second hand copy. Not included is the story behind the desastrous Jefferson Starship concert in Hamburg that has never been aired -- something he once told me on the phone.
Bye bye Peter -- rest in peace!
Im Ausland hat damals keiner geglaubt, dass es eine solche Sendung tatsächlich geben könnte. Rüchels Erinnerungen an den "Rockpalast" gibt es auch als Buch, zusammen mit anderen Autoren. Nicht übermäßig interessant, aber wenn man es irgendwo im Ramsch oder gebraucht findet, sollte man es nicht liegenlassen, es sind viele schöne Fotos darin. Die Story hinter dem katastrophalen Jefferson-Starship-Konzert in Hamburg steht leider nicht drin. Die hat mir Rüchel mal am Telefon erzählt.
Mögest Du in Frieden ruhen.
He was not a musician himself, as far as I know, but he left a big trace in Germany's music landscape as the inventor of the "Rockpalast" nights -- rock concerts live in full length on TV with stereo sound on the radio. Yesterday Peter Rüchel passed away after long sickness.
In the U.S. and England, nobody would believe that such a TV show could really exist. They had to see it a couple of times to get it. His memories on "Rockpalast" are also available as book. It's not too interesting, but it has lots of nice photos, so get it, when you see it somewhere as a second hand copy. Not included is the story behind the desastrous Jefferson Starship concert in Hamburg that has never been aired -- something he once told me on the phone.
Bye bye Peter -- rest in peace!
Wednesday, February 13, 2019
TB 30
Eigentlich, so der Verfasser dieser Zeilen, habe er ja bereits gestern TB, dem, wenn man ihn denn so nennen dürfe, Jubilar, seine herzlichsten Glückwünsche zum dreißigsten Todestag aussprechen wollen, doch sei dies Vorhaben an mehreren sogenannten Unwägbarkeiten gescheitert, als deren größte zweifelsfrei die kontinentale Verschiebung der Zeit anzusehen sei. Doch sei dies naturgemäß nicht zu ändern gewesen, da die Richtung des Zeitpfeils nicht umkehrbar sei. Außerdem habe er sich schon seinerzeit bei einem abendlichen Treffen sogenannter Feuilletonjournalisten anlässlich des zehnten Jubiläums wie der Jubilar selbst in einen großen Ohrensessel in der Nähe der Tür setzen und die anderen Anwesenden nicht in ihren Gesprächen stören wollen, da diese sogenannten Fachgespräche, da sei er sich sicher, doch nur als bessere Tischdekoration enden und wie jedesmal zu nichts und wieder nichts führen würden, oder zu gröbsten Gemeinheiten, oder, noch abgefeimter, zu den aufgeblasensten Lobhudeleien. An solcherlei wolle er, der Verfasser dieser Zeilen, sich unter keinen Umständen beteiligen. Statt dessen habe er, wie es der Zufall gewollt habe, sich gestern anlässlich des Datums in einem herumliegenden Buch wieder einmal, wie man so sage: festgelesen. Ja, man könne sogar sagen: Dieses Buch habe ihn tatsächlich über zwei Jahrzehnte hinweg nicht losgelassen. Die scheinbare Belanglosigkeit, mit welcher sich TB, der Autor jenes Buches, in einen ebensolchen Ohrensessel neben der Tür setze und wortlos den Gesprächen der ihm scheinbar unbekannten eingeladenen sogenannten Gäste folge, um diese von Seite zu Seite stärker geradezu zu sezieren, bis ein einziges unfassbar komplexes Beziehungsnetz sich offenbare, in dem jeder jeden bis auf die Haut kenne, diese Belanglosigkeit, die sei schuld daran gewesen, dass er, der Verfasser dieser Zeilen, einem nichtendenwollenden Leserausch anheim gefallen sei, der, so wird man anmerken dürfen, auch den großen Hüsch befallen habe, der sich darob dazu verleitet gesehen habe, stundenlang durch das seinerzeit winterbedingt halbverschneite Österreich zu fahren, um ein Autogramm des von ihm verehrten TB zu erhalten. Jedoch sei ihm dies, wie er in seiner "Du kommst auch drin vor" betitelten Autobiografie unumwunden zugab, nicht gelungen, was ihn zur Erfindung seiner sogenannten Hagenbuch-Geschichten veranlasst habe, die dann wiederum den Verfasser dieser Zeilen zu dem Auslöser aller dieser Schreibereien geführt hätten. Der Autor dieser Zeilen sei zwar, wie leider auch er zuzugeben habe, ebenfalls nie in den Besitz eines Autogrammes von TB gelangt, was allerdings nicht allzu verwunderlich sei, da er dies auch nie versucht habe, doch besitze er immerhin ein solches vom großen Hüsch, der wiederum ein großer Verehrer des genannten Jubilars, TB, gewesen sei, so dass zumindest man von einer Art indirekter Verbindung sprechen könne. Weswegen der Verfasser dieser Zeilen hiermit kund und zu wissen tut, dass jenes in Rede stehende Buch eines seiner sogenannten Lieblingsbücher sei, und, da man bei jedem Lesen immer wieder neuer, bislang nicht entdeckter Details gewahr werde, naturgemäß wohl immer bleibe:
Die Übersetzung, so der Verfasser dieser Zeilen, sei naturgemäß dem Original nicht ebenbürtig, doch sei dies in diesem Fall zu akzeptieren, er habe schon schlechtere Übersetzungen lesen müssen.
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