(Deutscher Text im Anschluss)
Whenever in blogs or press articles "the music industry" is mentioned, it is pictured as a sort of dinosaur that practically has died out already. Usually this is followed by the blanket judgment that "the industry" reacted much too late to "the internet", and now the majors and their organizations desperately try to keep the things going as they ever were.
But is this really true?
Whenever in blogs or press articles "the music industry" is mentioned, it is pictured as a sort of dinosaur that practically has died out already. Usually this is followed by the blanket judgment that "the industry" reacted much too late to "the internet", and now the majors and their organizations desperately try to keep the things going as they ever were.
But is this really true?
Meanwhile it's much more my impression that these estimations are routinely copied and pasted into the articles from the standing type. And conversely, I am increasingly stunned about the exuberant expectations many musicians -- as well as many music consumers -- seem to have when it comes to online distribution of music. Over and over we hear: Now, as the internet is available, musicians no longer depend on the sleepyheaded and grabby record companies. Now they are able to produce and to sell their music themselves. In a like manner, the respective magazines and websites regularly feature stories about newcomers being rebuffed by 50 record labels until finally they put their self-made video on Youtube and Myspace. And -- surprise, surprise -- like pulled by magical hand the video had hundreds of thousand of clicks within a couple of weeks, so that finally the record industry couldn't miss them any longer -- and now the first CD is released and the career's going to lift off.
In science there is an old saying that should be remembered from time to time: If something looks too nice to be true, then probably it is not true.
In fact, success stories of the mentioned kind are usually fake. They may have happened in single cases, but as a rule they are inventions, developed by A&R departments of record companies. This works because the alleged incident always happened in the past, and because the pure quantity of new music on the anonymous web makes it nearly impossible to recheck the facts. (And the fans usually don't want to know too exact anyway - myths and fairytales have always been a favored part of the show business.)
It's the other way round it works. Once an act (a band, a solo artist) reached a certain level of popularity, then, not one second earlier, he may be able to say goodbye to his record label and take over production and distribution himself (via internet or which way ever). But before this can happen, this level of popularity has first to be built up. And exactly this is the job of record labels, music publishing companies and concert agencies. Most bands going independent successfully have been known before they took this step.
But how about the newcomers? In his blog, Nathan Yau published an overview that is really instructive in this connection. It has the formal flaw that the scale is changed within the table (from albums to single tracks), but apart from this it makes disenchantingly clear what a musician who wants to make ends meet with his work has to expect currently when he wants to sell his music independently. Or, to put it the other way round: how many downloads he has to sell to reach the margin of subsistence.
Every professional artist (I'm not talking about amateur musicians here, with all due respect) is backed by a team that works professionally for him. And that includes: Money has to be spent. And a lot of work. To build up an act and make him popular enough to fill (at least medium-sized) venues and sell reasonably commercial amounts of recordings: That is a full-time job. The artists can do this only at the price of self-exploitation.
This is why I'm sure the music industry isn't dead and will be needed further on. It will have to change, of course, but this is exactly what's happening already. The process that is described as the "extinction of the music industry" is in fact the restructuring of this industrial sector. It is in full swing.
Wann immer in Blogs oder Presseartikeln von "der Musikindustrie" die Rede ist, wird sie als Dino dargestellt, der eigentlich schon so gut wie ausgestorben sei. Als Ursache dafür wird zumeist pauschal "das Internet" angesehen, auf das die Majors viel zu spät oder gar nicht reagiert hätten, und nun versuchten sie und ihre Organisationen verzweifelt, die Dinge so beizubehalten, wie sie immer waren.
Aber stimmt das wirklich?
Aber stimmt das wirklich?
Ich zumindest habe mittlerweile eher den Eindruck, diese Einschätzungen werden routinemäßig per copy & paste aus dem Stehsatz in die Artikel eingefügt. Und umgekehrt staune ich zunehmend darüber, welche unglaublichen Erwartungen sowohl viele Musiker wie auch Musikkonsumenten mit der Online-Distribution von Musik zu verbinden scheinen. Immer wieder hört man, durch das Internet seien die Musiker nun endlich nicht mehr auf die schlafmützigen und raffgierigen Plattenfirmen angewiesen. Endlich könnten sie ihre Produktionen nun selbst herstellen und vermarkten. Und ebenso regelmäßig werden in der Presse und einschlägigen Webportalen Newcomer vorgestellt, die, nachdem sie bei 50 Plattenfirmen abgeblitzt waren, schließlich ihr selbstproduziertes Video auf Youtube oder Myspace einstellten. Und Wunder über Wunder, wie durch Zauberhand hatte das Video schon nach kurzer Zeit Hunderttausende von Klicks, so dass die Plattenlabels die Band schließlich nicht mehr länger ignorieren konnten - und nun liegt die erste CD vor und die Karriere hebt ab.
In der Wissenschaft gibt es eine alte Weisheit, an die man sich ab und zu erinnern sollte: Wenn ein Sachverhalt zu schön aussieht, um wahr zu sein, dann ist er mit ziemlicher Sicherheit wirklich nicht wahr.
Tatsächlich stimmen Erfolgsstories der genannten Art so gut wie nie. In Einzelfällen mag so etwas zwar schon mal vorgekommen sein, aber in der Regel sind sie Erfindungen der A&R-Abteilungen von Plattenfirmen. Das funktioniert, weil das angebliche Ereignis immer bereits in der Vergangenheit liegt und die Fakten schon aufgrund der schieren Masse neuer Musik in der Anonymität des Webs kaum mehr überprüft werden können. (Kommt noch hinzu, dass die Fans es meist eh nicht so genau wissen wollen - Mythen und Märchen waren schon immer ein beliebter Bestandteil des Showgeschäfts.)
Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Wenn ein Act (Band, Solokünstler) einmal ein bestimmtes Popularitätslevel erreicht hat, dann, aber wirklich erst dann, kann er es sich unter Umständen leisten, sich von seinem Label zu verabschieden und Produktion und Vertrieb (per Internet oder wie auch immer) selbst in die Hand zu nehmen. Diese Popularität aber muss zunächst einmal aufgebaut werden. Genau das ist die Arbeit von Plattenfirmen, Musikverlagen und Konzertveranstaltern. Praktisch alle Acts, die sich erfolgreich selbständig gemacht haben, waren bereits bekannt, bevor sie diesen Schritt gegangen sind.
Wie stellt sich die Situation aber für Newcomer dar? Nathan Yau hat in seinem Blog eine Übersicht veröffentlicht, die in dieser Hinsicht sehr heilsam ist. Sehen wir einmal von dem formalen Fehler ab, dass die Tabelle mittendrin die zu vergleichenden Einheiten wechselt (von Alben zu Einzeltracks), so zeigt sie doch in desillusionierender Deutlichkeit, was einem Musiker, der mit seiner Arbeit seinen Lebensunterhalt bestreiten möchte, erwartet, wenn er seine Musik selbst vertreiben will. Oder umgekehrt ausgedrückt: wieviele Downloads er verkaufen muss, um auch nur auf das Existenzminimum zu kommen.
Hinter jedem professionellen Künstler (die Amateure in Ehren, aber von ihnen rede ich hier nicht) steht ein Team, das ihn professionell betreut. Das beinhaltet auch: Es muss Geld ausgegeben und viel Arbeitszeit investiert werden. Einen Act systematisch aufzubauen und ihn soweit bekannt zu machen, dass er (wenigstens mittlere) Hallen füllt und halbwegs kommerzielle Stückzahlen seiner Werke verkauft: Das ist ein Fulltime-Job. Die Künstler können ihn normalerweise nur um den Preis der Selbstausbeutung selbst übernehmen.
Deshalb können wir unbesorgt davon ausgehen, dass es die Musikindustrie auch weiterhin geben wird. Sie wird sich verändern müssen, aber sie ist bereits dabei, das zu tun. Genau das nämlich, was so gern als "Prozess des Aussterbens" beschrieben wird, ist in Wahrheit nochts anderes als die Neustrukturierung der Branche. Und die ist in vollem Gang.
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