bilingual/zweisprachig
Showing posts with label Tangerine Dream. Show all posts
Showing posts with label Tangerine Dream. Show all posts

Sunday, December 2, 2018

Tangerine Dream: Revolution Of Sound

I think it was in January that I posted a review of Edgar Froese's autobiography here. In March 2018, a documentary on Tangerine Dream was published on DVD: Revolution Of Sound.


 The movie was made by Margarete Kreuzer with the help of Arte, WDR, RBB and some crowdfunding. As Edgar Froese had wished, a 55-minute version was made for Arte TV, a long version (89 minutes) was made for DVD and cinema.

Don't expect any revolutionary news, but it's an interesting trip.

The docu starts with Edgar Froese, walking with a strange construction of microphones recording his breath and electrodes on his chest through obviously hot sunshine into the ocean to use the sounds and data to control a synthesizer (it's a pity we don't hear the result). The film then walks chronologically through the story of the band, with the focus mainly on Froese. Most of the used material was known before, like the "Bathtub Session" or the snippets from the "scandalous" Reims Cathedral concert, but we also get a lot of stuff here that was filmed by Froese himself -- obviously this was one of his obsessions. Besides this, there are several interviews with people who were involved in the band or in projects the band had to do with. We see Brian May (guitarist of Queen who's also an astrophysicist) who performed with TD using the sounds of radio stars. There's Jerome Froese (son of Froese and his deceased wife Monika) who talks about playing with David Bowie's son as a child. There are snippets of a teaching by Pierre Schaeffer, a statement by Virgin head Richard Branson, and a sort of working report by director Michael Mann about the Sorcerer soundtrack. More interesting is Jean-Michel Jarre who was in the Reims audience and in 2015 recorded a track with TD. He talks about his theory that electronic music was a French and German invention. This is for sure not wrong, but it should be said that in France and Germany "electronic music" was a very academic thing that used technical devices that were usually not made to be used as musical instruments. The Moog Synthesizer changed that, and I think it was not by chance that this device was not a German but an American invention. But -- and in this respect Jean-Michel is right -- the American musicians tried to integrate the synthesizer into their rock music as a sort of interesting sounding addition, while the German musicians radically waved goodbye to their classic rock instruments and were the first to use the synthesizer as main or even only instrument. But most interesting of course are the things Peter Baumann and Johannes Schmoelling have to say because they know the real story. It becomes clear that the high time of Tangerine Dream were the 1970s and 1980s, after this the band turned out to be more and more a solo project of Froese with guest musicians.

And of course we hear Froese's famous sentence: There is no death, there is only a change in the cosmic address.

Most of the commentary is from Froese's autobiography. Originally it was planned to use statements of Froese. A lot was taped, but when the accident on black ice happened and his broken jawbone adhesed a bit awry, he had difficulties to speak. So director Margarete Kreuzer decided to use the autobiography instead, spoken by Alexander Hacke (of Einstürzende Neubauten). Bonus material has interviews with Johannes Schmoelling, Peter Baumann, Jean-Michel Jarre, Linda Spa, Michael Mann, Bianca Froese-Acquaye and Margarete Kreuzer; and two concert snippets -- unfortunately from a late phase of the band with a lineup that was not that interesting anymore. I would have preferred to see some material of the "classic" years which I'm sure exists.

The DVD has the movie in a German as well as in an international version, but for some reason the region code is 2, so it might be some American DVD players and computers won't play it.

Thursday, January 11, 2018

Edgar Froese: Force Majeure -- Die Autobiografie




Es muss so um 1973 gewesen sein. Da sendete das dezidiert kleingeschriebene ZDF-Kulturmagazin "aspekte" einen Beitrag über Rockmusik aus Deutschland. Zum ersten Mal sah ich dort Tangerine Dream mit in ihrem Proberaum improvisierten langaushallenden Orgelakkorden, die wohl einer Farfisa und einer Vox entstammten. Das gefiel mir, und so erstand ich am darauffolgenden Tag bei Govi das Album Alpha Centauri von 1971 -- an dem Tag das einzige, das sie dort hatten. Das gefiel mir auch gut. Mehr aber auch nicht. Ich habe die Band dann nicht weiter verfolgt und die Platte auch selten wieder gehört.

Aber dann, wohl um 1975, da hörte ich nachts im NDR den x-ten Teil einer Serie über, ich glaube, David Bowie (wenn mich nicht alles täuscht, war die von Heinz-Rudolf Kunze und nicht mal schlecht, auch wenn er lange auf Bowies angeblichem Hitlergruß herumritt, den es so nie gab). Danach war noch reichlich Zeit bis zu den Mitternachtsnachrichten, und die wurde genutzt für "Ricochet Part 2" von Tangerine Dreams aktuellem Album Ricochet -- und was soll ich sagen: Das hatte mit der Gruppe von 1971 nichts mehr zu tun. Selten hat mich ein Musikstück unvorbereitet derartig aus den Socken gehauen wie dieses, und einen Tag später hatte ich alles, was Tangerine Dream bis dahin gemacht hatten.

Danach hatte ich dann eine ungefähr zwei Jahre anhaltende Phase, in der ich "normale" Musik kaum noch ertragen konnte. (Ich muss darüber immer noch schmunzeln, weil die von mir geschätzte und leider viel zu früh verstorbene Ingeborg Schober mir irgendwann mal erzählte, dass es ihr ebenso ergangen war; bei ihr war der Auslöser allerdings Eberhard Schoener gewesen.) Tangerine Dream sah ich live zum vierten oder fünften, auf jeden Fall letzten Mal live im Jahr 1982 auf ihrer "Logos"-Tour, bis zu ihrem Hyperborea-Album habe ich die Plattenveröffentlichungen noch verfolgt, dann habe ich das Interesse verloren. Die Band hatte sich inzwischen auf Filmmusik spezialisiert, und die empfand ich im wesentlichen als akustische Auslegeware.

Und nun hat also Edgar Froese seine Autobiografie geschrieben. Jedenfalls steht das so auf dem Cover; ich bin mir nicht sicher, ob ich das Buch so bezeichnet hätte. Froese hat die Arbeit an diesem Buch nicht abschließen können, da er unglücklicherweise mittendrin, im Januar 2015, seine kosmische Adresse wechselte. Zwei Jahre haben die Subskribenten letztlich warten müssen -- die von Froese abgeschlossenen Kapitel mussten sortiert werden, dann tauchte plötzlich eine Festplatte mit weiteren Kapitelentwürfen auf, die bearbeitet und eingefügt werden mussten, dann gab es Probleme mit der Übersetzung (das Buch ist parallel in identischer Aufmachung in deutscher und englischer Sprache erschienen), auch Fotorechte waren nicht in allen Fällen einfach zu bekommen, und so wurde der Erscheinungstermin ein ums andere Mal verschoben.

Nun kann man sich darüber freuen, dass das Buch doch noch erschienen ist, aber man wird das Gefühl nicht los, dass es nicht dem entspricht, was Froese wohl vorschwebte. Die Kapitel in Force Majeure sind zwar einigermaßen chronologisch von 1967 bis ungefähr 2014 geordnet, eine zusammenhängende Chronologie bilden sie aber nicht. Eher haben wir es mit einer Sammlung von Einzelepisoden, Histörchen und Anekdoten zu tun. Etliche davon sind schrecklich banal und machen einen, mit Verlaub, hingehauenen Eindruck; ich bin mir ziemlich sicher, dass sie von der später aufgetauchten Harddrive stammen und in dieser Form gar nicht zur Veröffentlichung vorgesehen waren. 

Durch fast das ganze Buch zieht sich ein Hauch von Freudlosigkeit. Immer wieder laufen die Schilderungen ins Leere und verlieren sich in endlosen, geschraubten Formulierungen, die Froese wahrscheinlich für eloquent und unterhaltsam hält, die einem aber irgendwann nur noch auf die Nerven gehen. Konzerte und Tourneen scheinen eine einzige Anhäufung von Widrigkeiten gewesen zu sein, ausgelöst zumeist durch dämliche Veranstalter, Gewerkschaftsidioten, stupide Hausmeister und verstärkt noch durch begriffsstutzige Journalisten, denen Froese vermutlich nicht mal einen Bleistift anvertraut haben würde. Wenn er von seinen Mitstreitern, Freunden oder Verhandlungspartnern berichtet, oder auch von David Bowie, der eine kurze Zeit sogar in Froeses Wohnung lebte, gelingt es ihm nicht, sie in ihrem Wesenskern zu erfassen und nachvollziehbar darzustellen. Selbst belanglose Zwischenfälle werden stets bis ins Hysterische hochgedreht, und man fragt sich, wie überhaupt je ein Konzert heil über die Bühne gehen konnte. 

Seinen Mitmusikern stellt Froese Beurteilungen aus, die sich wie Kopfnoten im Schulzeugnis lesen -- oft fehlt nur noch "er hat sich stets bemüht, die ihm zugeteilten Aufgaben zu unserer Zufriedenheit zu erfüllen". Die jedem Fan bekannten Spannungen zwischen Froese und Christoph Franke zeigen sich im Buch nur darin, dass Froese ihn durchweg als "Franke" bezeichnet, während andere immerhin einen Vornamen haben. Worin die Spannungen aber nun bestanden, das bleibt im Dunkeln. Über Johannes Schmölling erfahren wir im wesentlichen, dass er seine Selbstdrehzigaretten in der Tasche herstellen konnte. Immerhin auch eine Leistung; ich konnte das nicht. Interessant immerhin, wer im Buch nicht namentlich erwähnt wird -- Rolf-Ulrich Kaiser beispielsweise, obwohl der immerhin die ersten vier Tangerine-Dream-Alben auf seinem Label veröffentlichte.

Dabei hätte Froese ja durchaus einiges zu berichten. Seine Erfahrungen mit der amerikanischen Filmmusikproduktion sind schon interessant (und desillusionierend). Die Vorkommnisse vor einem geplanten Konzert in Marseille lassen einen wirklich nach Luft schnappen (nein, ich verrate hier nicht, was dort passiert ist). Der Abschnitt über die deutsche Community in Florida, die von der Band Countryrock und Tanzmusik aus dem Kohlenpott erwartete, könnte wirklich witzig sein, wenn sich Froese nicht so endlos verquatschen würde. Am schrecklichsten wird es immer dann, wenn er sich an Dialogen versucht. Die sind so umständlich und so hölzern, dass man geradezu den Wurm darin ticken hört.

Edgar Froese war eine knorrige Eiche, trutzig in die feindliche Landschaft gestellt und vom Sturmgebraus zerzaust. Angenagt immer wieder von dahergelaufenen Würmern, die nichts anderes zu tun hatten als ihm das Leben schwer zu machen, umringt von Figuren, die irgendwo auf dem Weg zum Primaten hängengeblieben waren, so stand er da, er konnte nicht anders. Des Lebens Unbill lastete zentnerschwer auf seinen Schultern, der Mann stand mit Jean Cocteau auf und ging mit Schopenhauer schlafen. Seite für Seite spürt man sein Kopfschütteln über die Banalitäten, die ihm das Leben tagein, tagaus zumutete. (Dass Froese über Kants kategorischen Imperativ promoviert habe, ist ein Wikipedia-Märchen.) 

Nur im letzten Viertel des Buches, da passiert ein spürbarer Sprung. Da spricht plötzlich ein persönlicher Froese. Da berichtet er plötzlich von seiner familiären Situation, vom Tod seiner Frau, von seiner neuen Liebe, vom Zoff mit seinem Sohn. Da reflektiert er plötzlich über Musik und Gesellschaft. Und dazu hat er wirklich etwas zu sagen. Wäre das gesamte Buch auf diesem Level, man könnte sich nicht beklagen. Literarische Meisterleistungen erwartet man ja eh nicht.

Force Majeure ist erschienen in Froeses/Tangerine Dreams  eigener Vertriebsfirma Eastgate Music & Arts und kann auch nur dort bezogen werden. Obwohl das Buch nur Text und eine Fotostrecke ohne Großfotos enthält, hat man sich dafür entschieden, das 420 Seiten starke Buch im unhandlichen Coffeetable-Format zu veröffentlichen. Einen ersichtlichen Grund dafür gibt es nicht -- die Kosten mögen eine Rolle gespielt haben. Auch einen professionellen Buchgestalter wollte man sich anscheinend sparen, und so verschwindet jetzt der jeweils innere Rand des zweispaltig layouteten Textes annähernd in der Bindung, wenn man die Seiten nicht ständig flachgedrückt hält. Die Fotostrecke ist auf besserem Papier gedruckt, leider aber -- in meinem Exemplar jedenfalls  -- schief ins Buch eingebunden und schlägt Wellen.

Tangerine Dream -- Force Majeure
Die Autobiografie, geschrieben und zusammengestellt von Edgar Froese,
Add-ons von Bianca Froese-Acquaye
Eastgate Music & Arts
ISBN 978-3-00-056524-3
Berlin 2017


(Diese Besprechung wurde zuerst veröffentlicht in manafonistas.de)

Saturday, January 24, 2015

Edgar Froese 1944-2015


Probably in 1972 I saw Tangerine Dream in a TV docu about German rock music. Long organ chords with loads of reverberation, I was fascinated. These were sounds I've never heard before this way. One day later I walked into our local Govi record store and bought the one Tangerine Dream album they had: Alpha Centauri (1971, the original "Ohr" pressing!). It was more or less what I saw in this TV docu, a bit pathetic, a bit druggy, but still today I like side 1.



 But then I forgot about Tangerine Dream. A couple of years later, NDR radio had a radio essay about something, it was late at night, and they had 20 minutes time until the next news had to be aired. They filled this time with Tangerine Dream's Ricochet, Part 2 (1975). This was completely different from the Alpha Centauri stuff, much more clear, organized, composed. I was completely floored, and the next evening I had this album.



In the late 1970s and the 1980s, Tangerine Dream became one of the important soundtracks of my life. There were times when I was hardly able to listen to any "normal" music instead, and Tangerine Dream were surely the big force that made me starting to play several synthesizers myself.

In the 1990s my interest in Tangerine Dream declined. There were too many recordings, especially too many film soundtracks for second-rate movies -- too uniform, too much stuff to follow. I rediscovered Tangerine Dream when a friend sent me the link to a video from their "Electric Mandarine Tour" from 2012:



With this line-up I enjoyed them again.

Edgar Froese was the only constant member of Tangerine Dream for the more than 40 years of their career. He was heart and soul of the band. You have to listen to his solo recordings to really get how much his ideas were the fundament of what the band did. One of my favorites is still Epsilon In Malaysian Pale (1975, the original, not the later remix version) -- which was a favorite also of David Bowie and Brian Eno.



Edgar Froese left the building unexpectedly on January 20, 2015, after suffering a pulmonary embolism. As he once said, death is nothing but changing the cosmic address. However, Edgar, under your old address you will be missed.