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Saturday, September 8, 2018
The Manhattan Transfer: The Junction
"The Junction" -- das ist natürlich ein freundliches Kopfnicken in Richtung ihres Signature-Klassikers "Tuxedo Junction". Und in der Tat spielen die vier in dem Stück mit Samples ihrer selbst. Das tun sie allerdings auch schon im Eingangsstück, wie bereits der Titel verrät: "Cantaloop (Flip Out)" -- sozusagen die Coverversion einer Coverversion, denn natürlich ist das eine vokalisierte Version des 1993er Sample-Raps "Cantaloop (Flip Fantasia)" von Us3, das wiederum auf Herbie Hancocks "Cantaloupe Island" zurückgeht. Manhattan Transfer liebt dieses Spiel. Nicht von ungefähr hat ihnen ihr Album Vocalese seinerzeit (1985) nicht weniger als zwölf Grammy-Nominierungen eingebracht.
Manhattan Transfer gibt es, wenn man die allererste, schnell wieder aufgelöste Besetzung mal vergisst, seit 1972. Seit dem Chick Corea Songbook von 2009 gab es nichts Neues mehr zu hören, und nach dem Tod ihres Gründers und Masterminds Tim Hauser im Jahre 2014 hätte ich nicht mehr damit gerechnet, dass überhaupt noch etwas käme, zumal die verbliebenen Mitglieder das offizielle Rentenalter auch bereits überschritten haben. Aber weit gefehlt: Janis Siegel, Cheryl Bentyne und Alan Paul haben weitergemacht, und sie sind nicht den bequemen Weg gegangen, eine Stimme zu suchen, die "so ähnlich" wie Hausers klingt, sondern haben sich mit Trist Curless einen Sänger geholt, dessen Stimme den vertrauten Ensembleklang hörbar verändert. "The Junction" ist sein Einstieg; das Stück ist von ihm geschrieben und arrangiert. Gleichzeitig sprengen die vier ihren gewohnten (und nach wie vor laserscharfen) Harmonie-Quartettklang verstärkt in Einzelleistungen auf. Der Produzent des Albums, Mervyn Warren, verstärkt dies noch mit gelegentlich harten Beats und indem er die Stimmen durch modernste Studiotechnik jagt -- manchmal mit ein bisschen zuviel Autotune, das für meinen Geschmack hier völlig überflüssig ist.
Auf The Junction wechseln sich Coverversionen und Eigenkompositionen ab. Besonders hervorzuheben das spukige "Blues for Harry Bosch", von Cheryl Bentyne geschrieben und leadgesungen, und eine Coverversion von "The Man Who Sailed Around His Soul", im Original von XTC, bei dem die Transfers einen Backgroundchor singen, der fast mikrotonale Züge trägt. Aber auch Klassiker wie "Tequila/The Way of Booze" (Alan Paul hat genau die richtige Stimme dafür) oder "Ugly Man" (im Original von Rickie Lee Jones) mischen sich wunderbar mit dem Bossa-Nova-orientierten "Sometimes I Do" und dem brettharten "Shake Ya Boogie" (Janis Siegel singt), das die Band, wenn ich nicht ganz irre, schon seit einiger Zeit im Live-Repertoire hatte, das aber jetzt erstmals auf Platte auftaucht -- und nicht umsonst als "Galactic Vocal Version" bezeichnet ist.
Ich weiß ja nicht, was dieses Jahr noch kommt, aber ich würde mich nicht wundern, wenn The Junction im Dezember unter meinen Alben des Jahres auftauchen würde. Möglicherweise sogar ziemlich weit oben.
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