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Tuesday, June 28, 2011

Fallingwater & Kentuck Knob (deutsche Version)


(English version HERE!)


Wenn die Pittsburgher über Fallingwater sprechen, dann geraten sie im Allgemeinen haltlos ins Schwärmen. Und die Western Pennsylvania Conservancy schreibt über das Haus: "Fallingwater ist Frank Lloyd Wrights Meisterwerk, das in einer vom American Institute of Architects durchgeführten Befragung zum wichtigsten Gebäude des 20. Jahrhunderts gewählt wurde." Demnächst, wie man hört, soll es auch in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen werden.

Als Besucher erwartet man dann natürlich nicht weniger als mindestens das achte Weltwunder.




Von außen ist Fallingwater denn auch wirklich beeindruckend. Dieser Eindruck relativiert sich aber ein wenig, wenn man drinnen ist.




Der amerikanische Großarchitekt Frank Lloyd Wright (1867-1959) hat Fallingwater im Jahr 1936 in Mill Run, rund 80 km von Pittsburgh entfernt, als Wochenend- und Feriendomizil für die Familie Kaufmann erbaut, die in Downtown Pittsburgh ein Kaufhaus betrieb. (Dieses existiert noch heute, ist allerdings inzwischen eine Macy's-Filiale, was alteingesessene Pittsburgher jedoch nicht daran hindert, weiter von "Kaufmann's" zu sprechen. - Wie Pittsburgh überhaupt aus lauter Plätzen und Gebäuden besteht, die verschwunden sind, aber von den Eingeborenen noch immer als Markierungspunkte genannt werden: "Da fahren Sie am besten geradeaus, und wo früher das Kino war, da biegen Sie links ab.")

Wie das Haus über einem Wasserfall in seine Umgebung integriert wurde, das ist "hohe Schule". Der Architekt hatte zudem einige Markenzeichen, die ebenfalls sofort ins Auge fallen. Insbesondere sind dies die verwendeten Bauelemente (Natursteine, Stahlbeton, Holz und Metall) und die konsequente Farbgebung (Metallteile sind in "Cherokee Red" lackiert, der Beton hat einen "Covered Wagon" genannten Ockerton). Die Farben finden ihre Entsprechung im Inneren des Hauses in Raumelementen und Dekorationsmaterialien. Für die Möbel im Haus wurde vorrangig Mahagoni verwendet, der Boden besteht aus gewachsten Steinplatten.

Die Einbettung in die Landschaft ist so gut gelungen, dass man sich auch innerhalb des Hauses als Teil der Umgebung fühlt. Zum einen, weil im gesamten Haus der Wasserfall zu hören ist und ständig an den Standort erinnert, zum zweiten, weil das Glas etlicher Fenster direkt und ohne Rahmen in den Stein eingelassen ist und man sie deshalb gar nicht als "Fenster" wahrnimmt. Zudem gibt es im Haus - außer an Schreibtischen - nur indirekte Beleuchtung, so dass sich auch Kunst- und Tageslicht vermischen.

 Living Room (Foto: Wikipedia/Jeffrey Neal)

Der Living Room, kombiniert mit einer Essecke und einer Treppe zum darunterliegenden Wasserlauf, ist traumhaft. Sobald man ihn allerdings verlässt und sich in andere Räume begibt, befällt einen trotz der äußerlichen Großzügigkeit des Bauwerks leichte Platzangst. Meine lichte Höhe beträgt 1,91 Meter über dem Meeresspiegel, und ich bin ziemlich sicher, dass es das auch schon 1936 gegeben hat. Da fällt es dann doch recht unangenehm auf, wenn man sich auf Treppenläufen den Kopf stößt und in einigen Räumen erleben muss, dass die Decke für mich zu niedrig ist.

Einige Durchgänge sind so schmal, dass man sich schon fast bedrängt fühlt. Dafür sind die Brüstungen so niedrig, dass sie für kleinere Kinder lebensgefährlich sein dürften.

Es gibt keine Klimaanlage im Haus, sondern lediglich ein Ventilationssystem, das erfreulicherweise zwar ohne Strom funktioniert, aber leider nicht verhindert, dass es überall im Haus latent feucht ist. Den Schimmelbefall kann man nur chemisch im Griff behalten. 

Zu Fallingwater gehören auch ein Gästehaus sowie einige Bungalows für das Dienst- und Servicepersonal. Es ist klar, dass der gesamte Gebäudekomplex nicht ohne Personal bewirtschaftet werden konnte. Dessen Räume übrigens bekommt der Besucher nicht zu sehen.

Fallingwater mag ein Kunstwerk sein und war wohl vom Architekten auch so gedacht. Aber möchte man wirklich längere Zeit in einem Kunstwerk wohnen?

Wright übrigens, man mag es kaum glauben, hat die Statik seines Meisterwerkes nicht sauber berechnet. Hätte nicht der Bauunternehmer - gegen den erklärten Willen des Stararchitekten! - die verwendete Stahlmenge fast verdoppelt, dann wäre das Gebäude längst eingestürzt.


Rückseite


Das wäre dann doch schade gewesen. Familie Kaufmann hat Fallingwater von 1937 bis 1963 genutzt. Immerhin. 1964 übereignete sie das Gebäude der Western Pennsylvania Conservancy, die sich seitdem um den Erhalt kümmert. Die Kosten dafür betragen jährlich alles in allem 5 Millionen Dollar, die durch Spendenmittel, Eintrittsgelder und Shop-Verkäufe aufgebracht werden.

Dass Frank Lloyd Wright auch anders konnte, zeigt Kentuck Knob, ein weiteres von ihm entworfenes Haus, fertiggestellt 1956 im Auftrag der Familie Hagan in Chalk Hill, einige Kilometer von Fallingwater entfernt.



Dieses Haus ist deutlich kleiner als Fallingwater. Es stammt aus Wrights "Usonian"-Phase, womit ein L- oder U-förmig um einen Innenhof herumgebauter Gebäudegrundriss gemeint ist, der den klassischen amerikanischen Farmhäusern nachempfunden ist. Kentuck Knob besteht aus dem Hauptgebäude, einem Carport (auch dieser übrgens eine Erfindung Wrights) und einem Atelier.

Auch wenn es auf dem obigen Foto so wirkt: Das Haus ist nicht fensterlos. Auf der Hofseite allerdings gibt es tatsächlich nur einen schmalen Fensterstreifen unterhalb des Kupferdaches, der zudem noch hinter einer hölzernen Blende versteckt ist. Die eigentlichen Fenster sind auf der anderen Seite, denn Kentuck Knob ist in 620 Metern Höhe an einem Hang errichtet bzw. in den Hang hineingebaut.


Von der Hangseite aus sieht man dann eine lange, vom Boden bis zur Decke reichende Fensterfront, die eine volle Seite des Living Rooms bildet. Zudem hat das Haus Oberlichter.


Man findet ähnliche Baumaterialien und -elemente vor wie in Fallingwater; vorrangig Zypressenholz, Sandstein und Glas. Stahlbeton gibt es hier allerdings nicht, jedenfalls nicht sichtbar. Ein weiteres Gestaltungsmittel besteht darin, dass es im Haus keine rechten Winkel gibt (oder genauer gesagt: nur zwei, und die muss man erst mal finden). Im Living Room von Kentuck Knob greift der Architekt wiederum zu dem Dreh, die Fensterscheibe an der kurzen Außenseite ohne Rahmen in die Steine der Außenmauer einzulassen.


Wenngleich das Haus deutlich "handhabbarer" ist als Fallingwater, so kommt mir der Living Room doch überdimensioniert vor und ist zu sehr in die Länge gezogen. Die anderen Räume wirken dagegen wiederum eng, dunkel und machen einen vollgestopften Eindruck. Die Küche, mit allem Respekt, wird man als unzweckmäßig in jeder Hinsicht bezeichnen dürfen - die kann nur jemand entworfen haben, der selbst nie gekocht hat.



Die Terrasse geht über in einen am Hang gelegenen Skulpturengarten, in dem man neben interessanten Werken zeitgenössischer Künstler auch folgendes findet:



Hoffentlich sieht nicht versehentlich jemand dieses Monstrum als Kunstwerk an.

*

Links:

Homepage Fallingwater
Webcam Fallingwater
Homepage Kentuck Knob
Western Pennsylvania Conservancy

Fallingwater & Kentuck Knob (english version)


(Deutsche Version HIER!)


When people from Pittsburgh talk about Fallingwater, then they usually rave about it. And the Western Pennsylvania Conservancy writes about this house: "Voted the most important building of the 20th century in a poll conducted by the American Institute of Architects, Fallingwater is Frank Lloyd Wright’s masterwork." And it seems to be in line for the UNESCO World Heritage List.

Hearing or reading this, then of course as a visitor one expects at least something like the Eighth Wonder of the World.




Seen from the outside, Fallingwater is awesome indeed. But being inside the building puts this impression a little bit into perspective.




The American architectural giant Frank Lloyd Wright (1867-1959) built Fallingwater in 1936 in Mill Run, about 50 miles away from Pittsburgh, as a weekend and holiday recreation home for the Kaufmann family who ran a department store in downtown Pittsburgh. (It still exists today: It's Macy's now, but this doesn't keep off autochthonous Pittsburghers from calling it "Kaufmann's". - Which is a general phenomenon: Pittsburgh consists from places and buildings that are long gone but still used by the natives as marker points: "Well, go straight ahead here and turn left where the cinema has been.")

The way this house has been integrated into the landscape above a waterfall: without any doubts this is the fine art. Some of the architect's fingerprints are also catching the eye immediately, especially the building components he used (dressed stone, reinforced concrete, wood and metal) as well as the consistent coloring (metal parts are coated with "cherokee red" paint, the concrete has a shade of ocher named "covered wagon"). The colors find their counterparts in several room details and decorations. Most furniture is made from mahogany, the floor is covered with waxed flagstones.

The embedding into the landscape works excellent; even inside the house one feels connected to the ambience. On the one hand this results from the waterfall that can be heard all over the place and always reminds to where you are, on the other hand it's the windows - several of them are frameless, the glass panes are set directly into the stone, so one doesn't even realize them as "windows". Besides this, all over the building (exept at writing desks) there's only indirect lighting, so there's a blend of artificial light and daylight.

 Living Room (Photo: Wikipedia/Jeffrey Neal)

The living room, combined with dining area and a direct stair down to the watercourse underneath the building, is marveless. However, as soon as you leave it to see other rooms, the building, as spacious as it seems to be at first glance, can give you a trace of claustrophobia. I'm 6'2" above sea level, and I'm quite sure that people of this clear height existed already in 1936. It is annoying when you bump your head on stairways or you have to learn that some rooms are too low-ceilinged for people like me.

Some of the connecting passages are so narrow that one feels thronged, while the balustrades are so low that it's dangerous to life for small children.

There is no A/C in the house, only a mechanical ventilation system. Fortunately it works without power supply, but it doesn't prevent the house from being damp all over. The mold formation can be restrained only chemically.

Fallingwater includes a guest house and several bungalows for the domestic and service personnel. It is clear that it would not be possible to run the whole complex of buildings without staff. Their rooms, by the way, are not shown to the visitors.

Fallingwater may be a work of art and probably was seen as this by the architect. But who wants to live in a work of art for more than a couple of days?

Wright, one may not believe it, didn't carry out the structural calculations for his masterwork correctly. Had the building contractor not nearly doubled the amount of steel - ignoring the architect's declared intention! -, the building would have collapsed long ago.


Backside


Which, after all, would have been a pity. The Kaufmann family used Fallingwater between 1937 and 1963. In 1964 they conveyed the building to the Western Pennsylvania Conservancy which cares for the building since then. The costs per year all-in-all are five million dollars, collected from donations, entrance fees and a shop.

But Frank Lloyd Wright was also able to do it different ways. Kentuck Knob shows it - another house designed by him, finished 1956 for the Hagan family at Chalk Hill, a couple of miles away from Fallingwater.



This house is much smaller than Fallingwater. It's from Wright's "Usonian" phase, which means a U- or L-shape-outlined building around an inner courtyard, following the outlines of the classic American farm house. Kentuck Knob has a main building, a carport (which, by the way, was also invented by Wright) and an atelier.

Even if it looks like the opposite on the photo above, the house is not windowless. On the yardside indeed there's indeed only a narrow line of windows under the copper rooftop, nearly hidden behind a wooden blind. The main windows are on the other side; Kentuck Knob is let in at 2050 ft into a hill.




Seen from the slope, one big window front is visible, reaching from the floor to the ceiling. This is one complete side of the living room. Besides this, the house has skylights.




The construction material and elements are similar to Fallingwater; mainly it's cypress wood, sandstone and glass. If reinforced concrete has been used, it's not visible here.

Another design mark is the fact that there are no right angles in this house (or to be correct: only two, but they are well hidden). On the short side of the living room the architect repeats his idea to set the window pane directly into the stones of the curtain wall without frames.




Eye-catching in this house: For me, the living room is too big and too longish, while the other rooms - as already in Fallingwater - are strangely narrow, dark and look somehow crammed. And the kitchen, with all due respect, must have been constructed by somebody who never did the cooking himself; it's completely inexpedient.



The patio merges into a sculpture garden. There, asides from several interesting works by contemporary artists, the following can be found:





Let's hope nobody will take this monster accidentally for a work of art.



*
Links:

Homepage Fallingwater
Webcam Fallingwater
Homepage Kentuck Knob
Western Pennsylvania Conservancy

Thursday, June 16, 2011

Silly season again! - Sauregurkenzeit in Pittsburgh!


Remember the bears from last year? I predicted they would be back in the local news shows as soon as the next silly season starts - and here they are!

The newborn juniors are one year old now, and there's nothing important to report in Pittsburgh - besides our daily boring shootings, stabbings or perp walks (and since Strauss-Kahn also Europe knows what "presumption of innocence" means in the U.S. media).

So here's this year's first bear, knocking over some birdfeeders in Collier, South Fayette and Bridgeville, which means he must be a wanderlust bear. As always in summer, he's got his 1'45" in the news (watch it here: WTAE and WPXI) and his ten lines in the Post-Gazette. Bear traps are installed already, according to the WPXI news show they use birdseed to get him trapped.

But this time there's a competitor, and even more, now we know why WTAE call their show "action news": The Channel 4 Action News reporter rescues a cat from a tree - in person and in 1'45".

That's the trick. If you don't have any news, create them yourself - Willi Busch our shining example!

Or, as Harry M. Rosenfeld said in All The President's Men: "Just a good, solid piece of American Journalism that The New York Times doesn't have."



Können Sie sich noch an die Bären vom letzten Jahr erinnern? Ich hatte es vorausgesagt: Sobald das nächste Sommerloch da ist, kommen sie wieder - und da sind sie nun!

Der Nachwuchs ist ein Jahr alt, in Pittsburgh ist nichts Ernstes zu berichten außer unseren täglichen langweiligen Schießereien, Messerstechereien oder Perp Walks (seit Strauss-Kahn weiß nun auch in Europa jeder, was die Unschuldsvermutung in Amerikas Medien bedeutet).

Gestern also war er nun da, der erste Bär des Jahres. Er warf Vogelhäuschen in Collier, South Fayette und Bridgeville um, was auf ein wanderlustiges Exemplar hindeutet. Wie immer im Sommer hat er in den lokalen Newsshows seine 1'45" bekommen (hier zu sehen: WTAE und WPXI), ebenso seine zehn Zeilen in der Post-Gazette. Die Fallen sind aufgestellt, mit Vogelfutter versucht man ihn hineinzulocken.

Aber diesmal hat der Bär einen Konkurrenten - und jetzt wissen wir auch, weshalb WTAE seine Nachrichtensendung "Action News" nennt: Der Reporter rettet eine Katze von einem Baum - höchstpersönlich und formatgerecht in 1'45".

So muss das laufen. Wenn keine Meldungen da sind, dann machen wir sie eben selbst - Willi Busch unser leuchtendes Vorbild!

Oder, wie Harry M. Rosenfeld in dem Film All The President's Men (Die Unbestechlichen) sagt: "Ein solides Stück amerikanischer Journalismus, das die New York Times ausnahmsweise mal nicht hat."

Wednesday, June 8, 2011

Glad to be adult




Sometimes I'm glad to be adult.
(senn in Bloomfield, Pittsburgh, PA)

Thursday, June 2, 2011

The Golem, How He Came Into The World

Film screening with live accompaniment:
Der Golem, wie er in die Welt kam - The Golem, How He Came Into The World (1920)

Marissa Byers, clarinet
Nurit Pacht, Rachel Stegeman, violins
Tatjana Mead Chamis, viola
Aron Zelkowicz, cello 
Stephen Burns, conductor

Pittsburgh, Katz Performing Arts Center, June 2, 2011