Weiter in der Asmus-Tietchens-Chronologie: Irgendwann 1982, zwischen den Sky-LPs Spät-Europa und In die Nacht, erschien auf dem amerikanischen Cassettenlabel Aeon die Musik im Schatten. Die Auflage ist nicht bekannt; mein Tipp: nicht mehr als zehn. Mit etwas gutem Willen kann man das Produkt mit Musik aus der Grauzone (1981) und Musik an der Grenze (1982), beide ebenfalls Cassettenproduktionen, als Teil einer Werkgruppe auffassen.
Die fünf Tracks sind harte elektronische Kost, hervorgebracht auf dem Moog Sonic Six, gelegentlich mit kurzen, durchweg durch den Synthesizer und den Filteraltar gedrehten Sprachsamples erweitert. Verständlich ist dabei nur das Wort "selbst", zu hören in dem Stück "Du darfst", das wohl nach der gleichnamigen Margarinemarke benannt ist und ähnlich glitschig klingt. Alle fünf Stücke sind akustisch bewusst aufdringlich und schrill gehalten, es gibt kaum Pads, kaum Ruhepunkte und nur wenige angedeutete Melodien. In "Nosferatu" hören wir elektronisch imitierte Mickymaus-Stimmen, die ein wenig an "Stressmen" vom Biotop-Album erinnern. Tietchens-typisch ist aber auch auf dieser Einspielung der ökonomische Umgang mit dem Material -- nie sind es mehr als vier Schallquellen gleichzeitig, die man hört. Deswegen konnte Tietchens auch immer auf die Möglichkeiten des programmierbaren Mischpultes verzichten, das in Okko Bekkers Audiplex-Studio vorhanden war.
Es ist kein Vergnügen, sich diese Cassette anzuhören; auf mich wirkt die Einspielung "zusammengehauen" und nicht wirklich interessant. Im Gesamtwerk Tietchens' wird man die Musik im Schatten wohl als entbehrlich ansehen dürfen.
Musik im Schatten
Aeon AE 001, USA 1982
Wiederveröffentlicht auf Auricle Music AMC 34, GB 1988.