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Sunday, September 28, 2025

Popol Vuh

 

"Er war zuerst mal Poet und dann erst Musiker, und sein Gefühl für die innere Struktur eines Filmstoffs war unfehlbar", sagt der Filmemacher Werner Herzog über Florian Fricke (1944 - 2001), und Michael Cretu (Enigma) ergänzt: "Popol Vuh sind die größten Vorbilder,  die ich je hatte und je haben werde."

Popol Vuh, von Florian Fricke gegründet 1969, so benannt nach dem heiligen Buch der guatemaltekischen K'iche'-Maya, gehörte fraglos zu den bemerkenswertesten Erscheinungen der frühen deutschen Rockszene -- aber schon da zögert man, denn Rockmusik war das eigentlich nicht, was die Band zu Gehör brachte.

Was aber war es dann? An genau dieser Frage hangelt sich die jetzt vorgelegte Biografie entlang. Michael Fuchs-Gamböck und Michael Joseph untersuchen "die Klangwelten des Florian Fricke", wie der Untertitel lautet. Und da gibt es einiges zu entdecken.

Florian Fricke war der zweite Besitzer eines Moog-Synthesizers in Deutschland nach Eberhard Schoener (der sein Miesbacher Nachbar war) und gilt seit Popol Vuhs Erstling Affenstunde (1970) als Pionier des Elektronik-Rocks. Es wird schnell deutlich, dass er das ohne seinen Mitstreiter, den Musiker und Filmemacher Frank Fiedler, wohl nicht geworden wäre, denn sein Technikverständnis war, sagen wir mal: begrenzt. Und ohne solches spielt der Synthesizer mit dem Musiker, nicht umgekehrt. Insofern war es konsequent, dass Fricke den Moog schon nach dem zweiten Album In den Gärten Pharaos (1971) wieder aufgab (der landete dann bei Klaus Schulze). Da er dafür allerdings eine deutlich durchgeistigtere Begründung angab, hat dieser Schritt seinem Ruf als Pionier nicht geschadet. Erst viel später, als die elektronischen Instrumente deutlich musikerfreundlicher geworden war, kehrte Fricke zu Synthesizern zurück (For You and Me, 1991) und entdeckte mit dem Synclavier auch das Sampling, das dann eine wichtige Rolle in seinen weiteren Werken spielte.

Einen großen Teil des Buches nimmt selbstverständlich Frickes Zusammenarbeit mit dem Regisseur Werner Herzog ein. In der Tat kann man Fricke wohl als dessen kongenialen Partner bezeichnen; etliche von Herzogs Werken leben von seiner Filmmusik mindestens so stark wie von Herzogs künstlerischer Fantasie. Da hatten sich ganz offenkundig zwei gefunden -- ein Glücksfall.

Ein eigenes Kapitel erhält auch Frank Fiedlers wunderbarer Film "Kailash -- Thron der Götter" -- eine Art Reisebericht ohne Kommentar, aber natürlich mit der Musik von Florian Fricke, entstanden 1994 auf einer gemeinsamen Reise der beiden nach Tibet. Der Mount Kailash wird als heilig angesehen und darf nur umrundet, aber nicht betreten werden.

Der komplexen Persönlichkeit Florian Frickes ist nicht leicht beizukommen. In diesem Buch spiegelt sich dies darin, dass die Autoren kapitelweise getrennt vorgehen, wobei jeweils namentlich gekennzeichnet ist, wer gerade spricht. Auch werden verschiedene Darstellungsformen gewählt; essayistische Texte liest man ebenso wie ein langes Gedicht, es gibt einen Ausflug in Frickes Tätigkeit als Kursleiter und Vortragender in Sachen Musik- und Atemtherapie, sehr informativ ist auch ein Gesprächsprotokoll vom Mai 2025 mit Frank Fiedler.

Mit der Persönlichkeit Frickes gehen die Autoren sehr pfleglich um -- kein Wunder, denn sie waren mit ihm befreundet bzw. als Mitmusiker tätig; Frank Fiedler dürfte sogar einer von Frickes engsten Freunden und Mitstreitern gewesen sein. Dass man von anderen, die ihn ebenfalls kannten, durchaus handfestere Aussagen über Frickes Persönlichkeit, insbesondere auch über seinen frühen Tod, zu hören bekommen kann, wird in diesem Buch bestenfalls angedeutet. Das stört aber kaum und wird durch die Vielzahl der Informationen über ihn mehr als aufgewogen.

Frank Fiedler sagt heute: "Ich bin der große Archivar, wenn man so will. Außerdem waren Florian und ich enge Freunde, wobei wir durchaus mal Streit untereinander hatten. Wie das bei wahren Freunden üblich ist. Wir teilten eine Menge kreativer Ideen, waren ständig im Austausch. Florian und ich wussten voneinander, wie der andere künstlerisch tickt." 

Und Co-Autor Michael Joseph: "Das Thema lässt mich nicht mehr los. Ich werde weiter an der Aufarbeitung dieses Lebens arbeiten, denn die Geschichte von Florian Fricke ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Vielleicht lebt er so in vielen Herzen weiter."

In diesem Sinne ist dieses Buch ein guter Anfang. 


                                                    Popol Vuh, rechts im Bild Florian Fricke

 

Michael Schmidt-Gamböck und Michael Joseph:
Popol Vuh -- Die Klangwelten des Florian Fricke
(inklusive Diskografie, Filmografie und Literaturliste)
edition kopfkiosk im Verlag Andreas Reiffer
Meine 2025, 188 Seiten, 16 €
ISBN 978-3-910335-13-4

Saturday, September 27, 2025

Georg Stefan Troller 1921 - 2025

 

Der Journalist, Filmemacher, Schriftsteller und Kenner der klassischen Wiener Kaffeehauskultur hat heute im gesegneten Alter von 103 Jahren seine Adresse von Paris ins Kosmische gewechselt. Wenn das kein Verlust für die Welt ist, dann weiß ich nicht, was einer ist.

Gerade noch im März dieses Jahres habe ich in diesem Blog an eines seiner Bücher erinnert. 

 

The journalist, filmmaker, writer, and connoisseur of classic Viennese coffee house culture has changed his address from Paris to the cosmos today at the blessed age of 103. If that isn't a loss for the world, I don't know what is.

Just last March, I remembered one of his books in this blog.

 

Friday, September 19, 2025

Druckfrisch:

 Jetzt überall, wo es Bücher gibt, oder direkt beim Verlag.

 


Mal gefeiert als Genie, mal belächelt als Exzentriker: Der Musikproduzent Joe Meek sprengte musikalische Grenzen und schuf in den frühen 1960ern einen Sound, der bis heute nachhallt. Mit seinem Superhit „Telstar“ brachte er als erster Brite einen Song an die Spitze der US-Charts. Seine Experimentierfreudigkeit und sein Glaube an das Übernatürliche führten zu innovativen Klängen, die ihm Kultstatus einbrachten.

Doch hinter dem Erfolg verbarg sich eine tragische Figur: Meek kämpfte mit psychischen Problemen, einer Tabletten­sucht und dem polizeilichen Schwulen­register. Seine Besessenheit und sein exzessiver Arbeitsstil endeten 1967 in einem tödlichen Drama.

Dies ist die erste Joe-Meek-Biografie in deutscher Sprache.

Wednesday, September 3, 2025

KI / AI

 May be an image of 3 people and hospital 

Wenn die KI wirklich intelligent wäre, würde sie sich weigern, solchen Schwachsinn zu produzieren.
 
If AI were truly intelligent, it would refuse to produce such nonsense.
 
(Das offenkundig KI-generierte Foto, das hier einige Tage zu sehen war, zeigte das Krankenbett-Foto eines schwerkranken Mick Jagger. Das Bild scheint inzwischen aus dem Verkehr gezogen worden zu sein.)
(The apparently AI-generated photo that was seen here for a few days showed a hospital bed photo of a seriously ill Mick Jagger. The image appears to have since been removed from circulation.) 

 

Sunday, August 10, 2025

Another Sunday Afternoon

Another fine organ concert on the 1962 Rudolf von Beckerath Organ at this year's Saint Paul Cathedral Organ Concert Series, the last concert of five. Amanda Plazek Bruce played works by

Johann Sebastian Bach

Peter Kolar

Jean Langlais

John Dixon

Aaron Shows

Dieterich Buxtehude

Zsolt Gárdonyi

Marcel Dupré.

 

The concert got recorded and will hopefully be broadcast on Classical WQED-FM Pittsburgh -- providing that this station will exist any longer. You might have heard that the funding of public radio and tv is no longer guaranteed.

Friday, August 1, 2025

Robert Wilson 1941 - 2025

 



The first time I read his name was on this record, somewhat in the early 1980s. A four-LP-set. Later, because of its mediocre sound quality, Einstein on the Beach became my first CD set. I never saw the opera on stage, which I still regret.

I've never been a big theatergoer, but I've never missed Robert Wilson's productions at the Thalia Theater in Hamburg.

Bye bye, Robert Wilson. 

 

 

Tuesday, July 29, 2025

Tja ...

 

... schon ärgerlich, wenn man's auf der letzten Stufe nicht weiß.