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Wednesday, June 5, 2024

Can: Live in Aston 1977

 

This is the fifth of Can's "Live in ..." series, recorded again by some audience member, this time even in stereo -- these tiny little walkman units with stereo mics that came up in the late seventies made it possible. The sound quality is not bad, especially when using headphones.

This recording shows Can with a new line-up, as it was to be heard already on their album Saw Delight of the same year. Holger Czukay had given up the bass and handed it over to Rosco Gee of Traffic. Instead bass, Holger now added sound samples, using a shortwave radio and his famous dictaphone. The radio and the pre-recorded sounds on the dictaphone he could integrate into the live music with a morse key. Mostly the samples he uses are well known already -- mainly they come from Holger's solo albums Movies and Canaxis. But there's also a telephone which Holger used to randomly call people and integrate their clueless "Hello ...?" into the ongoing music.

While these external sounds work fine on Holger's own recordings and relatively well on Can's (dummyhead mixed) album Saw Delight, it does not really work in this live set. Holger's sounds remain in the background here and aren't making much sense -- one might get the impression they were more conceded than accepted. Holger left Can with the following album, Out Of Reach, and somehow you can feel the loss already here.

Anyways, Rosco Gee delivers a solid and sometimes funky bass fundament. The band somehow seems to anticipate already the overall sounds of their following LPs Out Of Reach (the only Can album that somehow failed), and the self-titled Can, which finished the chapter Can in 1979.

Live in Aston 1977 has four tracks, two long ones and two shorter ones, all in all around 45 minuted of playing time. "Two" is clearly an improvised version of their famous "Vitamin C", Damo's vocals are played here by guitar. In "Three", Irmin spurs his Alpha-77 unit (which contains mainly ring modulation and filters). There are also some keyboard hints to "Vernal Equinox" from the Landed album. In general, Jaki's drums tend to clatter along a bit, while Irmin's Farfisa organ is a bit too much in the foreground. But don't forget the source -- probably the bootlegger sat somewhere in front of him.


Thursday, March 21, 2024

Can: Live in Paris 1973

 

 

Nach gleichartigen Veröffentlichungen aus Stuttgart, Brighton und Cuxhaven mit Can in Viererbesetzung, die aus der zweiten Hälfte der 1970er Jahre stammen, kommt hier nun ein Livemitschnitt von 1973 -- zu fünft, denn dies war einer von Damo Suzukis letzten Auftritten mit Can.

Wie schon die anderen drei Alben basiert auch Live in Paris 1973 auf ursprünglich illegal mitgeschnittenen Bootlegs, die von Fans zur Verfügung gestellt und von Irmin Schmidt und René Tinner sorgfältig restauriert und optimiert wurden. Die Tonqualität ist verblüffend gut; zu bemängeln wäre höchstens, dass die Aufnahmen in mono sind, aber das kann angesichts ihrer Quellen nicht anders sein. Man vergisst das beim Hören sehr schnell.

Wenn es um Liveaufnahmen von Can geht, ist oft Vorsicht angesagt. Denn über weite Strecken wurde auf der Bühne improvisiert, und bis die Band ihren Stiefel gefunden hatte, das konnte dauern. Wenn sie ihn dann aber hatte, dann konnte pure Magie passieren. Und das ist auf dieser Platte eingefangen.

Gleich der erste Track mit einer Spieldauer von 36 Minuten ist ein Erlebnis. Aus dem, was die fünf hier fast beiläufig präsentieren, hätten andere Bands drei komplette LPs gemacht, bei Can dienen die Ideen einfach nur dazu, weiterentwickelt zu werden. Es ist wie Fahrradfahren: Wer stehenbleibt, fällt um. Die Magie Cans beruht nicht zuletzt darauf, dass jede noch so verrückt scheinende Idee, jede Phrase, jede Floskel, die einem der Musiker einfällt, mit Sicherheit von einem der anderen aufgenommen und weitergesponnen wird. Immer konnte sich jeder darauf verlassen, dass keiner der anderen etwa "He, was soll denn das jetzt?" sagen würde, sondern der Ball wurde weitergekickt. Dabei mussten keineswegs immer alle gleichzeitig spielen; Zuhören und Abwarten konnte genauso ein Beitrag zum Gesamtergebnis sein. Dieser Track Eins zeigt das mustergültig. Michael Karoli an der Gitarre hört man hier mit einem Höhenflug, wie man ihn selbst bei ihm selten erlebt hat.

Die anderen vier Tracks sind kürzer und -- was bei Can-Konzerten keineswegs selbstverständlich war -- beruhen auf sofort erkennbaren Tracks der Studioalben bzw. der B-Seite der "Spoon"-Single; "Shikako Maru Ten" hieß das Stück, eine ausgedehnte Impro-Version von "Spoon" gibt es dann als Track Drei. Lediglich den Ursprung des Tracks Vier kann ich nicht unterbringen, obwohl er mir vertraut vorkommt; der auf die Dauer ein wenig zerfahren wirkende Track Fünf hat dann eindeutig "Vitamin C" zur Grundlage. Dass dieser Track nach 13 Minuten plötzlich abreißt, zeigt die Herkunft des Mitschnitts: Offenkundig war da bei dem bootleggenden Fan die Cassette zu Ende. Da hätte man vielleicht auch ein Fadeout einsetzen können, aber man hat sich dafür entschieden, den Hörer aus der Kurve fliegen zu lassen. Hat auch seinen Reiz.

Von den bisher erschienenen Alben der "Live"-Reihe ist Live in Paris 1973 ganz sicher das stärkste. Einmal mehr wird wieder deutlich, weshalb Can musikalisch so gut wie unangreifbar war.

Sunday, October 23, 2022

Can: Live in Cuxhaven 1976

 


Nach Live in Stuttgart 1975 und Live in Brighton 1975 nun also Live in Cuxhaven 1976. Es ist das dritte Can-Album, das mit dem Recorder aus dem Publikum heraus aufgenommen und nun im Studio etwas klangpoliert wurde. Zu hören sind vier Stücke ohne Titel. Für ein Bootleg wäre die Qualität sehr gut, für eine offizielle Veröffentlichung ist sie eher bescheiden -- eine Ansichtskarte für Fans, so muss man sie wohl hören. Die Vinylversion kommt diesmal in einem "Curacao" genannten Blauton.

Während Stuttgart und Brighton jeweils Doppelalben mit den kompletten Konzerten waren, ist Cuxhaven eine Einzel-LP, noch dazu mit einer sehr dürftigen Spieldauer von gerade mal 29 Minuten, beendet mit Irmins Ansage, man mache nun eine Pause von 20 Minuten, danach werde man weiterspielen. Aus Fankreisen ist zu vernehmen, der zweite Teil sei der weitaus bessere gewesen, aber das ist nun leider nicht überprüfbar.

Can spielt in Viererbesetzung (Irmin, Michael, Holger, Jaki) und liefert mehr oder weniger die gewohnte improvisierte Qualität, wobei Jakis Schlagzeugspiel gelegentlich ins Hektische kippt und eher an Schnellpolka als an Rockmusik erinnert, auch Michael scheint nicht seinen besten Tag erwischt zu haben.

Teile der Auflage enthielten anscheinend keinen Download-Code, andere Teile enthielten die Linernotes zum Stuttgart-Konzert. Das scheint nun in Ordnung gebracht worden zu sein. Ein viertes Live-Album soll noch kommen; für mich ist derzeit das Stuttgart-Album das beste der Reihe.

Saturday, August 8, 2020

All Gates Open -- The Story of Can

Das noch immer beste Buch über Can ist das 1998 dreisprachig als Teil der Can Box erschienene, leider längst vergriffene "Can Box Book" von Wolf Kampmann und Hildegard Schmidt. Ansonsten hat nicht viel Auswahl, wer sich für die Geschichte der Band interessiert. Gemessen an ihrer Bedeutung ist das eigentlich erstaunlich. Es gäbe dann noch "The Can Book" von Pascal Bussy und Andy Hall von 1989, ein Werk voller, wie Tucholsky es einst nannte, "unsichtbarer Imponierklammern" -- hinter jeden zweiten Absatz raunt es dir unsichtbar ins Ohr: "(Ist das nicht toll, was wir alles wissen? Und wir wissen noch viel mehr, was du, dummer Leser, nie erfahren wirst!)"

Und dann ist da "All Gates Open -- The Story of Can" von Rob Young und Irmin Schmidt, so benannt nach dem Eröffnungstrack von Cans letztem regulären Album von 1978 (wenn man den 1989er Nachzügler Rite Time mal außen vor lässt, der wohl eher dazu diente, einige Dinge zwischen den Musikern zu klären). Ich bin erst jetzt dazu gekommen, diesen Klotz mit seinen fast 580 Seiten plus einiger Fotostrecken durchzulesen.

Das Ergebnis ist durchwachsen. Das Buch zerfällt in drei Teile: Zum ersten ist das die von Young verfasste Geschichte der Band, zum zweiten eine Sammlung von Gesprächen mit Irmin Schmidt, und zum dritten Tagebuchauszüge und andere Notizen von Irmin Schmidt.

Young schrieb für The Wire, seine Story der Band nimmt etwa zwei Drittel des Buches ein. Sie hangelt sich an den Platten entlang, ist gut und sachlich geschrieben, hält sich allerdings nach meinem Eindruck ein bisschen zu eng an Irmin Schmidt und dessen Sicht der Dinge fest. Young kennt die Band sehr gut, seine Kenntnis der Aufnahmen ist so gut wie lückenlos, oft hat er Informationen oder Hintergrundgeschichtchen zu den Stücken und ihrer Produktion parat, die wirklich aus dem Nähkästchen stammen. Insbesondere die vielen Informationen über Cans Filmmusiken sind für jeden, der die Band kennt und schätzt, hochinteressant. Die Rolle von Irmins Frau Hildegard wird ausführlich beleuchtet, auch der jahrelange Ärger mit Abi Ofarim wird geschildert, der sich zum Manager der Band berufen fühlte, aber wenig dafür tat. Einige merkwürdige Fehler sind mir aufgefallen, die möglicherweise einer Übersetzung oder Übertragung geschuldet sind; so wird etwa Karlheinz Stockhausen eine Komposition namens "Klangwelle" zugeschrieben, die es nach meinem Kenntnisstand nicht gibt (gemeint ist wohl "Kurzwellen"), auch sprachliche Missverständnisse treten gelegentlich auf. Aber damit kann man leben.

Die Rolle Stockhausens für die Band, das wird schnell deutlich, kann kaum hoch genug eingeschätzt werden, das zieht sich durch das gesamte Buch. Sowohl Holger Czukay als auch Irmin Schmidt waren seine Studenten, Schmidt selbst kommt ja aus einer klassischen Musikausbildung. Ich habe durch die Lektüre etliches über Malcolm Mooney und Damo Suzuki erfahren, was ich nicht wusste; gelegentlich wartet das Buch auch mit Mitteilungen auf, die ich so genau gar nicht hätte wissen wollen -- etwa die Ursache der Spannungen zwischen Holger und Irmin, eine private Geschichte, die für mein Gefühl gar nicht in die Öffentlichkeit gehören würde.

Gemessen an den Anteilen Irmin Schmidts sind die Geschichten Jaki Liebezeits, Holger Czukays und Michael Karolis ein wenig unterbelichtet, aber vielleicht sollte man das gesamte Buch ohnehin als eine Art Schmidt-Biografie sehen. Generell gilt: Am Lack der Gruppe wird an keiner Stelle gekratzt, hinterfragt wird nichts. Selbst die Nähe der Band zu okkulten Erscheinungen, Telepathie etc., wird nicht kommentiert oder in Frage gestellt. Die alten Stories mit der Selmer-Orgel, die angeblich auf verbales Kommando von Michael aufhörte zu rauschen, werden ebenso unhinterfragt wiedergegeben wie die angeblich stehengebliebenen Uhren im BBC-Studio, als Jaki aufhörte zu spielen. Na gut, Fans lieben Märchen, trotzdem hätte man sich da ein klareres Nachhaken gewünscht.

Das letzte Drittel des Buches steht unter dem Motto "Can Kiosk" und teilt sich auf in Gespräche mit Irmin Schmidt und Notizen von Irmin Schmidt. Seine Gesprächspartner sind unter anderem Jochen Arbeit (Einstürzende Neubauten), Geoff Barrow (Portishead, die Schmidt offenkundig sehr schätzt), Filmemacher und Theaterregisseur Klaus Emmerich, zu dessen Serie "Rote Erde" Schmidt die Musik schrieb, Duncan Fallowell, Hans-Joachim Irmler (Faust), Wim Wenders und etliche andere. Irmin Schmidt steht dabei zwar im Mittelpunkt, aber es geht auch um die Arbeit der jeweiligen Gesprächspartner. Die sich dann anschließenden Notizen, Tagebuchausschnitte und Traumschilderungen von Schmidt sind für mein Gefühl inhaltlich wenig ergiebig und wären verzichtbar gewesen. Aber gut, nun sind sie mal da.

Wie gesagt: Da das Kampmann/Schmidt-Buch nur noch mit viel Glück gebraucht zu finden ist, wird dieses Young/Schmidt-Buch wohl das beste bleiben, was über Can zu bekommen ist. Lesenswert ist es allemal.

Sunday, January 22, 2017

Sunday, November 2, 2014

Alan Warner: Tago Mago (33 1/3)

warnercantagomago


(Die deutsche Version dieser Besprechung finden Sie hier bei Manafonistas!)

Of course, all Can fans know the dog barking on the track "Aumgn". And now we finally get to know who its creator was: a schnauzer named Assi who belonged to Irmin Schmidt.

Most of the news we get from this book is similar thrilling.

Since its start, the book series 33 1/3  picks up mainly rock classics and commercially successful albums. More difficult stuff wasn't ignored, but it was the exception. Since the series went from Continuum Books to Bloomsbury, this tendency seems to grow, as a look at the forthcoming publications shows.

Up to now there has been no book about any albums from German bands. Volume 101 is the first one: Alan Warner's book on Can's double album Tago Mago from 1971. That's not a bad choice. Tago Mago survived all turbulencies of the decades, is musically nearly intangible, and - others than most products carrying this attribute - it can be called "legendary" for sure.

What is left to be written about a work that now, at the age of 43, is probably more popular than at the time when it was new? Alan Warner, to foreclose it, did not find a convincing answer. Of course, this question goes for several other albums of the series, and usually the authors go one of the following two ways: Either, the album is analysed musically and/or in view of its reception history. Sometimes this works fine (as in case of Geeta Dayal's book on Brian Eno's Another Green World), but it also happens (as in Dan Breithaupt's book on Steely Dan's Aja) that this concept turns out to be rather complicated and theory-loaded. Or, the second possibility: The album is seen as a sort of leitmotif through the author's own (more or less interesting) life. Alan Warner's book falls clearly into the second category.

Whoever hopes to see new information on the history of making or the reception history of Tago Mago won't get very happy with this book. Through the first hundred pages, Tago Mago is not much more than a frame, over long passages it's mainly about Warner's youth.

Alan Warner was born in 1964, grew up somewhere in the Scottish backwater and was 7 when Tago Mago was released. Soon it becomes clear that he discovered Can not before the 1980s when the band had disbanded already, and his access to them were the Sex Pistols - John Lydon had said something about Can's drummer Jaki Liebezeit. Punk and New Wave bands, a couple of jazz musicians and life in a smalltown make the context of Warner's search for Can, and he comes back to this background all over again. There are some nice anecdotes about this time - like, to name one, he visits with his mother a local very white-bread record shop to complain about a damaged copy of Ian Dury's LP New Boots And Panties!!, and when the shop assistant plays the record, Dury a cappella roars the first line: "Arseholes, bastards, fucking cunts and pricks ..." through the whole shop.

Tago Mago was not even the first Can album he got into touch with. Before that he had discovered their 1979 self-titled album (the one with the spanner cover) at a Virgin Megastore in Glasgow, but this album is very different from the earlier Can stuff. Along with that he had all this myths and fairytales about German rock musicians and their hippie-esque way of life in his head - all the stuff that had been planted there by the British music press. Among other things he had heard that the Can members lived in a castle, and he tries to envision how it might look there, whether the musicians grow their own vegetables, and he speculates about Malcolm Mooney's washing habits.

And when one thinks on page 97 that now finally Warner will talk about Tago Mago, one has to learn that first the conditions of Schloss Nörvenich (the "castle" near Cologne where the band had their studio for four years) are characterized, followed by several pages of thoughts about theory, reality and mysteries of tape editing. This is not even uninteresting, but it has much more to do with Teo Macero and several Miles Davis albums than with Can.

It's not before page 108 that finally really Tago Mago is in the center of view. But there's no real news coming up. The author conducted interviews with Irmin Schmidt and Jaki Liebezeit, but the yield is meager (except maybe the Assi thing). That the band never lived at Schloss Nörvenich, that Tago Mago is a result of excellent tape editing, that none of the tracks was recorded in one go, and that it's to thank Irmin Schmidt's wife Hildegard (Can's manager) that Tago Mago became a double album - all this is long known. Warner's perception and way of presenting his results is mainly descriptive; neither there are musical analyses, nor will you find a paragraph about the musician's then conditions of work and living. 

It looks as if really anything about this album has been said already, but not by everybody. With this book there is one more voice in the choir, but that's it. And that's a bit too thin for a complete book. But at least it is well written, so for a nice read at the beach or during a train ride it's fine, particularly as it is small enough to fit into every pocket. And when the result is that one listens again to the album, then it has done its job.


Alan Warner: Tago Mago.
Bloomsbury Academic 2015.
142 pages.
ISBN 978-1-62892-108-3.